Archive für 10.1.2010

Stampede

Sonntage haben auch in den heutigen Zeiten noch etwas Friedvolles und Stilles. Die meisten Menschen müssen nicht arbeiten, die Geschäfte sind geschlossen und man macht es sich in den eigenen vier Wänden gemütlich. Daisy hat in Teilen Deutschlands doch noch richtig losgelegt - wohl dem, der nicht vor die Tür muss. Wer Kinder hat, muss zwangsläufig aufstehen. Je jünger, desto früher.

Von meinen Kleinen weiß ich noch, dass alle Versuche, das Aufstehen nachhaltig hinauszuzögern oder nach einem Mini-Frühstück wieder ins Bett zu gehen, scheiterten. Echte Chancen auf einen langen und ungestörten Vormittagsschlaf hat nur, wer keine Kinder oder nervigen Haustiere sein Eigen nennt.

Oh, du selige und unbeschwerte Single-Zeit. War das schön. Nachdem man der Familie beigebracht hatte, erst nach 13:00 Uhr anzurufen, um den obligatorischen Kaffee-und-Kuchen-Schlachtplan durchzusprechen, war ein langes Ausschlafen, Regenerieren, Brunchen oder Relaxen gesichert. Die Freunde, die dieselben Parties wie man selber besucht hatten, lagen auch noch im Koma oder wurden gerade wach und versuchten herauszufinden, wo sie waren und bei wem…

So oder so: ob Kirchgang, Zoobesuch mit den Kids, Rumflezen in den eigenen vier Wänden, wer-weiss-wo-wachwerden oder Brunchen - der Sonntagvormittag ist kein gewöhnlicher vormittag, sondern ein ganz besonderer.

Alle, die ich kenne, sehen den Sonntagvormittag als etwas Besonderes an und versuchen, sich eine Auszeit vom Alltag zu schaffen. Hier leider nicht jeder!

Heute früh wäre ich fast aus meinem Bett gefallen. Eine Horde Holzfäller, Abbrucharbeiter, Feuerwehrmänner oder Viehtreiber waren dabei, das Haus - vermutlich aufgrund eines dringenden Notfalls oder einer Stampede* - in seine Bestandteile zu zerlegen. Ob es dieselben wie am Samstag morgen waren und welcher Art der wiederholt aufgetretene Notfall war, werde ich zu ergründen versuchen. Auch, warum ausgerechnet auf dem Flur die Notfallzentrale eingerichtet wurde…

Eine schöne Woche wünsche ich,

Tono.

*) Als Stampede bezeichnet man es in Nordamerika, wenn eine große Rinderherde beim Treiben durchgeht und außer Kontrolle gerät. Einmal Fahrt aufgenommen, kann eine solch wildgewordene Herde durch fast nichts mehr gestoppt werden. Das Donnern der Hufe hört sich wie ein Gewitter an, und wenn etwas in den (Lauf-) Weg einer solch wildgewordenen Herde gerät, ist es mit nahezu absoluter Gewissheit nachher völlig zerstört oder demoliert.

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