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9.10.2010 von tono.
Was gab es in der vergangenen Woche bei mir Erwähnenswertes? Nichts. Mir geht es erwartungsgemäß so lala, große Sprünge sind nicht drin - kleine auch nicht. Eigentlich gar keine. Aber wer nicht springt, verbiegt auch keine USB Sticks mit seinem Hintern, was ansonsten schonmal passiert. Erstaunlich, aber wahr! Der Herbst ist jetzt definitiv da, mal wieder. Diesmal mit einem echten „Goldenen Oktober“, viel Sonne und Temperaturen jenseits der 20 Grad. Schönstes Wetter zum Drachen steigen lassen, Pilze suchen, Inliner, Fahrrad oder Motorrad fahren, Fallschirmspringen usw. Oder man ignoriert das Wetter, macht es sich auf dem Sofa bequem (das fehlt mir als bekennendem „Couch potatoe“ sehr, ich habe jetzt bald 2 Jahre nicht mehr auf einer Couch gesessen) und zieht sich die jährlichen Wiederholungen guter Filme wie „Dogma“, „Sin City“, u.a. bei den privaten TV Sendern rein. Apropos Glotzen - ich habe jetzt (schon zum wiederholten Mal) beim ZDF „Markus Lanz“ länger als 15 Minuten gesehen. Kannte ich früher nur vom Zappen - und als (sehr gute) Parodie bei „Switch reloaded“. Berücksichtigt man dann noch, dass ich oft 3 Sat Dokumentationen sehe, kann man getrost konstatieren: ich werde alt!
Was mich aber im Moment beschäftigt, ist etwas völlig Anderes. Ich besitze schon seit vielen Jahren einen Organspendeausweis, habe mich in die DKMS Datenbank aufnehmen lassen und war regelmäßig Blut spenden. Seit kurzem überlege ich aus gegebenem Anlass, wie -und ob- die Organentnahme überhaupt noch funktioniert, wenn mein Körper schon länger tot ist. Angenommen, ich gehe um 23.00 Uhr ins Bett und sterbe um 2 Uhr nachts an Atemversagen. Ich werde erst 7 Stunden danach, um 9.00 Uhr gefunden. Ist dann überhaupt noch etwas von mir zu gebrauchen, zu „verwerten“? Oder kann man meinen Organspendeausweis nur noch zusammen mit meinem Körper entsorgen? Ist ziemlich wahrscheinlich - und schade.
Zumal in Deutschland 3 Menschen pro Tag sterben, weil die benötigten Organe für eine rettende Transplantation nicht zur Verfügung stehen. Wäre die Gesetzeslage bei uns etwas anders gelagert, stünden immerhin schonmal theoretisch mehr Organspender zur Verfügung, und die Wartelisten und -Zeiten wären nicht so lang, dass Menschen sterben müssten. In Skandinavien z.B. ist die Organspende so geregelt, dass jeder automatisch der Entnahme nach seinem Tod zustimmt. Sehr sozial, außerdem stellt diese Regelung eine große psychische und moralische Erleichterung dar, weil die Angehörigen eines Sterbenden nicht zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt über seinen Kopf hinweg über seine Organspende entscheiden müssen. Wenn religiöse oder andere Bedenken bestehen, reicht eine kurze Willensbekundung in Schriftform.
Hier ist es genau umgekehrt: wer spenden will, muss das explizit (z.B. in Form eines Organspendeausweis) festlegen. Nebenbei bemerkt - man kann darin auch festlegen, was ausgeschlossen werden soll; auch ein genereller Organspendeverzicht kann hier festgelegt werden. So oder so ist der Organspendeausweis der Ausdruck und die Be(-ur-)kundung des eigenen Willens, der im Fall der fehlenden eigenen Ausdrucksmöglichkeiten nicht missachtet werden kann. Und der Familie wird fairerweise eine Entscheidung abgenommen, die sie bestimmt nicht treffen möchte.
Hier finden Sie weitere Informationen und können einen Organspendeausweis herunterladen, zum selber Ausdrucken und Ausfüllen:
http://www.organspendeausweis.org
PS: Sie brauchen ja nicht so wie ich, alles anzukreuzen. Ich hätte auch ein Kreuz hinter „kreuzen Sie das an, wenn Sie Ihren Körper der Wissenschaft oder Medizinstudenten in der Ausbildung zur Verfügung stellen möchten“ gemacht. Ich habe nach meinem (von 2 Ärzten unabhängig voneinander festzustellenden) Hirntod nämlich keinerlei Pläne oder Verwendung für meinen Körper mehr. Egal also, ob transplantieren, plastinieren, balsamieren, konservieren oder experimentieren - anything goes…
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